Auszug aus „Der einsame Alte“
aus dem Buch "Ich glaub an Engel"
Er kam aus einer großen Stadt und zog sich zurück in ein weit entferntes kleines Städtchen auf dem Land. Dort hatte er sich schon vor Jahren ein kleines Häuschen gekauft und lebt darin seither einsam und allein. Es scheint, als haben viele Jahrzehnte sein Leben und seine Haut geprägt. Tiefe Falten zieren sein Gesicht und die wenigen Haare am Kopf sind schon mehr weiß als grau. Man sieht ihn täglich mit dem Stock und einem dunklen großen Hut, den er weit ins Gesicht gezogen hat, immer den gleichen Weg gehen, immer auf der gleichen Bank an diesem kleinen Bach sitzen. So viele Jahre auch er nun schon in dem idyllischen Städtchen wohnt, keiner kennt ihn richtig, mit keinem hat er all die Jahre je ein überflüssiges Wort gesprochen, nie kam auch nur ein Lächeln über seine Lippen. Einkäufe erledigt er nicht selbst sondern lässt alles ins Haus bringen. Den Briefträger, der hin und wieder Post zustellt, wie auch den Boten, der die notwendigen, wenigen Lebensmittel bringt, würgt er meist mit einem knappen Wortschatz ab. Die Leute behaupten, der müsse Blind sein, so schwarz wie seine Augen sind. Kein Strahlen in seinem Gesicht, kein überflüssiger Blick kommt aus seinen tiefen braunen Augen hervor. Nur eines vermuten die Leute von ihm, arm kann er sicherlich nicht sein. Neugierig wie man ist, bemerkte man bei dem wenigen Vorbeigehen aneinander, dass er eine teure Uhr, goldene Ringe und ein mit Brillanten besetztes Armkettchen trägt, was sie an ihm schon gesehen haben. Teure Kleidung soll er tragen und ein großer Wagen sogar sein Eigentum sein, auf wenn er ihn all die Jahre nie mehr gefahren hat und nur in seiner Garage stehen muss. Damals, beim Einzug, da stand der fette Benz vor dem Haus. Auch das Häuschen, das er sich kaufte, so wird immer wieder gemunkelt, war nicht billig und soll nur für ein kleines Vermögen zu haben gewesen sein. Ein großer Garten gehört mit dazu und eine auch nicht gar kleine Gartenlaube mitten drin. Beim Einzug hatte man die herrlichsten Möbel gesehen, sah alles nach edlem Massivholz aus, wobei auch Antiquitäten dabei sein hätten sollen. Ja, in einer Kleinstadt, da entgeht keinem etwas, wenn ein neuer Nachbar einzieht und alles wird schnell zum Stadtgespräch, gerade wenn es sich um so einen Sonderling, komischen Kauz und Einzelgänger handelte………..
………Petrus auf seiner Wolke, er schaut ihm täglich zu, immer wieder schaut er in sein Buch, nach dessen Namen, aber nirgendwo in nächster Zeit kann er seinen Namen, Peter Hinterhofer, entdecken. Er ist gerade erst mal 56 Jahre alt und sein Abschied vom irdischen Leben sollte erst in 28 Jahren sein, also mit 84 Jahren einen Platz im Himmel bekommen. Er kann es einfach nicht mit ansehen was der aus seinem restlichen Leben macht. Petrus beschließt nun zum Gott Vater zu gehen und ihm darüber zu berichten……
……… Die beiden sind sich sicher, da muss etwas geschehen, dem Mann muss geholfen werden, ein Engel wird auf die Reise geschickt, dieser wird als kleiner Junge diesen Mann wieder zum Lachen bringen, seine Augen wieder glänzen lassen.
Eines Tages sitzt der alte Mann wieder an diesem Bach auf seiner Bank, starrt mit seinen dunklen braunen Augen und grimmigen Gesicht in den Bach. Wieder hat er seinen dunklen, großen Hut weit ins Gesicht gezogen und nicht die eine Fliege auf seiner Nase kann ihn dazu bewegen sich zu rühren………..
…….
Nichts was sich bei dem Mann bewegt, er schaut durch den Jungen hindurch, so hat es den Anschein. Der Junge kleine Mann, er ist gerade so um die 5 Jahre alt, setzt sich an den Rand der Bank und schaut auch in den Bach.
„Ich sehe Dich jeden Tag hier sitzen, bist Du alleine?“
fragt er den Alten. Doch es kommt keine Antwort zurück. Der Kleine sitzt da wie der Alte, schaut auch auf den Bach und zu den Enten und Gänsen, schaut ihn auch beim Sprechen erst gar nicht mehr an.
„Weißt Du, ich bin auch alleine, da drüben in dem Kinderheim lebe ich. Weißt Du, meine Eltern sind, als ich noch sehr klein war, mit dem Auto unterwegs gewesen, da haben sie einen Unfall gehabt, nun schauen sie vom Himmel auf mich herunter“ …….
Auszug aus „Tim erlebt Weihnachten“
aus dem Buch "Weihnachten-ein Fest der Liebe und des Friedens"
Es war wohl irgendwo an einem Parkplatz, weit weg von der Straße, in einem Wald, wo auf einer Bank der kleine Tim aufwacht. Die Sonnenstrahlen glänzen durch die Tannengipfel und ein Strahl hat ihn wohl mitten ins Gesicht getroffen, ihn dadurch aus einem tiefen Schlaf erweckt. Rings um ihn herum herrscht eine einsame Stille, nur das Rascheln von Blättern durch einen leichten Wind kann er hören. Wohin er seinen Kopf auch dreht, wohin seine Augen auch sehn, keine Menschenseele, nicht ein Auto, nicht ein Haus. Er weiß nicht wie er hierhergekommen ist und er weiß nicht wo er ist. An das einzige wonach er sich noch erinnern kann, dass er eigentlich mit seinen Eltern über Weihnachten in einen Kurzurlaub fahren wollte………
…….. Diese Gestalt strahlt und lächelt den kleinen Tim an:
„Hallo Tim, weine nicht, ich bin ja bei dir, es wird dir nichts geschehen und alles wird wieder gut, glaube mir“!
„Wer bist du, wo bin ich, was machst du hier? Wirst Du mich nun auffressen oder entführen? “
fragt Tim diese Gestalt.
„Nein, nein lieber Tim, ganz sicher nicht, ich bin doch dein Schutzengel und glaube mir, alles wird wieder gut, alle deine eben geträumten Wünsche werden sich erfüllen“
entgegnet dieser ihm zurück.
Irgendwie ist Tim zwar ganz erleichtert, wenn er auch nicht weiß ob er träumt oder wacht, aber er ist in seinen Augen nicht mehr alleine und hat auch keine Angst mehr, für den Moment. Er kann nichts ändern, ob dieses Wesen nun die Wahrheit spricht oder nicht. Von einem Schutzengel hat Tim noch nie etwas gehört, nie etwas im Fernsehen gesehen, aber vielleicht gibt es einfach so etwas im Wald, denkt er so für sich. Und in diesem Augenblick ist Tim so, als müsse er alles loswerden, alles was ihn so sehr bedrückt, ängstigt, belastet. Aber so kommt er auch nicht zum zu vielen Denken was alles geschehen könnte. Und so erzählt er diesem Wesen, dieser Gestalt, seinem Schutzengel, wie dieser sich ihm vorgestellt hatte, alles was er in seinem kurzen Leben von fünf Jahren erleben musste. ………
Der Nikolaus streicht ihm mit seinen weißen Handschuhen über seine Wangen und sagt lächelnd:
„du darfst dir was wünschen, und was ich heute nicht dabei habe bekommst du vom Christkind am 24. dann persönlich. Bitte darum, glaube daran, und du wirst es bekommen.“
Selbstverständlich will Tim keine Süßigkeiten, Nüsse, Mandeln, denn all dieses kennt er so wie so nicht, aber als der Gesandte des Christkindes weiß er genau was Tim sich wünscht, und dies hat er sicherlich nicht dabei. So steigt der Nikolaus wieder auf seinen Schlitten auf, er nimmt die Zügel seiner Rentiere in die Hand und gibt Tim nochmals den Rat:
„Wünsche es dir, bete und bitte darum, und alles wird gut werden.“ …….
Dann zieht er kräftig an den Zügeln der Rentiere und fährt mit seinem Schlitten davon, verschwindet so wie er gekommen war, in dem dunklen weiß verschneiten Wald, gefolgt von seinen sieben Engeln.
Tim schaut nur noch mit einer etwas traurigen Mine hinterher und fragt seinen Engel:
„hilfst du mir dabei?“
Der Engel nimmt Tim in den Arm und drückt ihn:
„klar doch, ich helfe dir, dazu bin ich doch da, zu dir so nahe gekommen, und glaube mir, zusammen schaffen wir es bestimmt gut!“
Während Tim nun ganz eng an der Seite seines Engels durch den mit Schnee weiß bedeckten weihnachtlichen Winterwald marschiert, wo sie nur die Sterne am Himmel begleiten, sind seine Eltern mit dem Auto immer noch irgendwo auf einer Landstraße unterwegs………
Auszug aus "Regines Brief an das Christkind"
aus dem Buch "Weihnachten-ein Fest der Liebe und des Friedens"
Regine spürt es, sie merkt es, Mutti ist nicht glücklich, und schon wieder kommt bald Weihnachten. Wieder werden wir beide alleine vor einem wundervoll geschmückten Weihnachtsbaum stehen, wieder werden sie ihn alleine schmücken. Wie jedes Jahr die Kindermette besuchen, klein und fein essen und im Anschluß die Geschenke auspacken. Nun, es werden wenig sein, aber alle kommen sie aus tiefstem Herzen. Bestimmt wird wieder ein Spiel dabei sein welches sie beide spielen können. Und wieder wird ihre Mutter mit den Tränen kämpfen.
Nein, sie kann es so nicht mehr zulassen.
Die Zeit drängt, Sonderwünsche kann auch ein Christkind nicht im Handumdrehen erfüllen. Sie muss noch heute und gleich einen Brief dem Christkind schreiben. Und so setzt sich Regine hin und verfaßt ihren Brief:
Liebes Christkind,
weißt Du, meine Mutter ist unglücklich, sie wird es mir und Dir gegenüber nicht zugeben, aber wir beide wissen es doch, oder?
Weißt Du, wenn sie nicht glücklich ist, dann bin ich es auch nicht, und so könntest Du mit einem Wunsch uns beide glücklich machen. Ich glaube nicht das Du dafür Geld ausgeben musst, ich glaube, so hat es mir mal meine Mutti gesagt, Glück kann man nicht kaufen, es bekommt nur geschenkt.
Weißt Du, liebes Christkind, ich höre Mutti oft weinen, und dann betet sie auch. Sie möchte einen liebevollen Mann und für mich einen liebevollen Vater. Weißt Du, er muss nicht reich sein, aber ein liebevoller Mensch soll er sein. Ganz wichtig, Mutti wünscht sich von ihm einfach auch Sicherheit und er muss kinderlieb sein, ja, mich auch lieben und mögen.
Meinst Du, liebes Christkind Du schaffst es noch bis Weihnachten?
Ich hoffe auf Dich,
Deine kleine Regine.
Sie schaut sich ihren Brief nochmals an, Mutti wäre stolz auf sie, so schön wie sie ihn geschrieben hat. Bevor sie ihn in ein Kuvert steckt macht sie ganz fest die Augen zu, denkt ganz fest an ihren Wunsch, küsst sie ihn nochmals und schließt das Kuvert.
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„Wo kommen sie her, ich habe sie noch nie in der Stadt gesehen, wie sind sie denn gerade auf meine Boutique gestoßen?“
fragt Sonja etwas neugierig ihren Gastgeber.
Nach dem dieser seinen Cappuccino bestellt hat und den Blick wieder zu ihr gerichtet antwortet er:
„Übrigens, ich heiße Paul, Paul Neumann und bin schon sehr lange in dieser Stadt ansässig. Ich bin freier Journalist von Beruf, deshalb auch viel unterwegs. Wie ich auf ihre Boutique aufmerksam wurde? Ich weiß es nicht wirklich, aber kennen sie das nicht auch, da geht man einen Weg und weiß genau das es das Schicksal gut mit einem meint und einen nicht enttäuscht? Nun, und so kam ich wohl in ihre Boutique, vom Schicksal empfohlen.“
„Sehr angenehm, ich heiße Sonja, Sonja Borcher. Journalist sind sie, und da waren sie noch nie in einem Theater und wissen nicht was man dazu anzieht? Warum geht nicht ihre Partnerin mit ihnen einkaufen und sucht das Passende für sie aus?“
will Sonja wissen und schaut ihn etwas nachdenklich und fragend an.
Während Paul in seinen Cappuccino etwas Zucker gibt und umrührt, sein Blick auf die Tasse gerichtet, erzählt er die Geschichte wie er zu dieser Theatereinladung kam:
„Wissen sie Sonja, ich darf sie doch so nennen, Theater ist nicht mein Fachgebiet. Nun ist ein guter Freund von mir mit seiner Gattin auf Besuch, die beiden sind Theaterfreunde. Daher dieser Theaterbesuch morgen. Und was eine Partnerin angeht, so muss ich sie enttäuschen, die gibt es nicht in meinem Leben, zumindest nicht mehr. Lebe seit vielen Jahren inzwischen alleine.“
Er blickt wieder auf, schaut Sonja in ihre blauen Augen, merkt wie diese sich verändern. Dieses Gefühl verspürt auch sie, merkt wieder wie ihr Gesicht sich zu röten beginnt, ihre Augen ein Strahlen bekommen und fängt wieder an sich fast zu schämen. Einer Frau um die vierzig darf so etwas doch nicht mehr passieren. Und so fällt ihr Blick weg von Paul auf ihren Milchkaffee, den sie fest in ihren Händen hält.
Dann fährt Paul weiter
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